Es gibt einen riesigen Baum, der so hoch wie ein Berg wächst, sein Schatten ist groß genug für ein paar Tausend Rinder. Er ist nicht massiv, ist nicht gerade, hält nichts und kann nicht von Baumeistern oder Tischler gebraucht werden. Während die anderen Bäume wegen ihrer Nützlichkeit gefällt werden, kann er, als Nutzpflanze uninteressant, ungestört endlos weiter wachsen.
Es gibt einen Riesenfisch, der sich abrupt in einen Riesenvogel verwandelt, sein Rücken gleicht dem großen Berge; seine Flügel gleichen vom Himmel herabhängenden Wolken….
In dem vor 2000 Jahren entstandenen chinesischen Buch „Zhuangzi“ des gleichnamigen Philosophen befinden sich viele solche wunderschönen bildhaften Fragmente. Auch der Klang des Himmels Orgelspiel wird beschrieben: Die große Natur stößt ihren Atem aus, man nennt ihn Wind…..; oder der flatternde Schmetterling im Traum des Philosophen, durch den Zhuangzi im Moment des Erwachens Traum und Wirklichkeit verwirrt.
Über diese zauberhaften Bilder und ihre gedankliche Bedeutung ergaben sich Assoziationen, hervorgerufen durch den Klangreichtum der Klarinette, besonders der Bassklarinette, welcher mit Hilfe von Atem, Luft, Obertonspektrum, gewöhnlicher oder ungewöhnlicher Spielweise erzeugt werden kann, und oft dem Klang eines Rauschens in der Natur nahe kommt.
Als Hilfsmittel für musikalische Gestaltung und Formen habe ich das Prinzip der westlichen Reihentechnik verwendet, die aber auf eine sehr „exotische Weise“ manipuliert wurde.
Diese Komposition widme ich den Klarinettisten Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm, die das Werk nicht nur zur erfolgreichen Uraufführung brachten, sondern mir auch beim ganzen Entstehungsprozess mit detaillierten technischen Hinweisen zur Seite standen.
Ming Wang,
Vienna, Dezember 2014
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